Ich war 15 Jahre alt. Das war 1968.
Als Lehrling zur Versicherungskauffrau habe ich in der Transportabteilung, damals noch in Frankfurt, gestartet und habe verschiedene Stationen absolviert. Ich wurde früh Mutter und war dann als Festangestellte in Teilzeit in der Feuerschadenabteilung für die Bearbeitung individueller Anträge zuständig. Ein Kollege holte mich dann aber irgendwann in die Feuerindustrie. Dort war ich die „Buchungsfee“ und verbuchte Dokumente und Rechnungen, zu Beginn noch alles in Papierform. Mit der Zeit wurde alles internationaler, technischer, größer – ich konnte nicht mehr diktieren, sondern musste selber tippen, hatte mitunter fünf Aushilfen anzuleiten – das war eine Transformation der Arbeitsprozesse, sozusagen von der Lochkarte zum PC. Manchmal war es doch auch recht stressig die wachsenden Anforderungen unter einen Hut zu bekommen.
Das war bewusst gewählt, weil ich einfach gern hier hergefahren bin. Ich wäre auch noch länger geblieben und war eigentlich traurig, dass es schon vorbei war – die 50 Jahre hätte ich eigentlich sehr gerne vollgemacht. Aber meine Tochter hat es eigentlich richtig gesagt: Sei doch froh, dass du jetzt so gehst und 49 Jahre gerne zur Arbeit gegangen. Und damit hat Sie Recht, das ist so. Ich habe auch ein Buch von meinen Kollegen zum Abschied bekommen, wo sich jeder persönlich verabschiedet hat… da sind mir dann doch die Tränen gekommen. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten den Kontakt zu halten. Einen Kollegen zum Beispiel, der auch immer sehr aufmunternd war, ist heute 92 und ich besuche ihn öfter im Pflegeheim. Seine Frau ruft mich manchmal an und sagt: Mein Mann braucht eine Aufheiterung, es wird Zeit, dass Du mal wieder vorbeischaust (sie lacht). Und dann komme ich und wir plaudern über alte Zeiten bei der Basler – das mache ich sehr gerne!
Ja, das bin ich. Ich hätte nicht nur zu Hause sein wollen mit Kind. „Kinder, Küche und Kirche“ allein hätten mir nicht gereicht. Bei meinem Job hatte ich noch eine andere Aufgabe, mein Verstand wurde noch einmal ganz anders gefordert. Außerdem muss ich ehrlich sagen, dass man irgendwo auch mehr Anerkennung als von der Familie bekommt… also daheim bekommt man Liebe und das ist schön, aber Anerkennung ist noch einmal etwas anderes und die braucht man eben auch. Abgesehen davon, ist es natürlich auch ein finanzieller Faktor. Rückblickend betrachtet hätte ich meine Stunden vielleicht sogar noch früher wieder aufstocken sollen. Man sollte als Frau heutzutage dafür sorgen, finanziell unabhängig zu sein, man weiß ja nie, was kommt. Zum Glück habe ich das Angebot der Betriebsrente angenommen, das ist heute schon noch mal ein schönes Polster.
Ja, die gab es. Ein ehemaliger Kollege von mir, wollte mich eigentlich für ein anderes Unternehmen in Frankfurt abwerben, aber das war mir dann für einen Teilzeit-Job zu weit. Die Zeit wäre dann von der Zeit mit meiner Tochter abgegangen.
Ich verstehe, manche Entscheidungen hätte man ohne Kinder sicher anders getroffen, aber dafür hat man halt Familie…
Ja, genau.
Sehr viel, ja. Also, meine Tochter hat zum Beispiel später erst Kinder bekommen als ich. Sie arbeitet nun aber auch schon seit 25 Jahren bei einer großen deutschen Bank und hatte schon viele verschiedene Positionen dort, aber, seitdem sie Mutter ist, dann auch in Teilzeit, das ist schon sehr schön. Und sie liebt ihre Arbeit, wie ich das auch getan habe (sie lacht).
Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass fast alle Frauen heute wieder arbeiten gehen, weil es auch finanziell nötig ist, das war früher weniger so.
Vor allem die flexible Arbeitszeit. Die gab es früher noch nicht aber ich hatte trotzdem das Glück, dass ich meine Arbeitszeit immer wieder passend zu meinem Lebensumständen und dem Anfahrtsweg umgestalten konnte. Dass man da flexibel agieren kann, das ist schon sehr wichtig. Aber auch einfach das Verständnis der Kollegen und der Vorgesetzten dafür, dass man beispielsweise von Schulferienzeiten abhängig ist oder die Kinder öfter mal krank sind, ist hilfreich.
Mhm (überlegt), vielleicht einfach durch die Liebe zu meiner Arbeit. Und auch dadurch, dass es immer wieder neue Herausforderungen gab… gerade mein letzter Chef hat dann immer gesagt: „Das schaffen Sie schon!“ – das war dann natürlich auch Motivation von außen, die mir geholfen hat. Ich persönlich habe es einfach immer genossen, aus dem Haus zu gehen und unter Leuten zu sein und etwas mit zu bewegen. Klar gab es auch mal Umbrüche, wo man sich dann gefragt hat, wie es nun weiter gehen soll… Aber dadurch, dass ich schon immer lange dabei war, habe ich wohl auch eher gedacht: „Ach, mir wird schon nichts passieren!“ (lacht). Außerdem war und bin ich auch einfach eher ein optimistischer Mensch. Ich verliere nicht so schnell meine positive Einstellung. Wenn es privat mal schwieriger war, konnte ich mich zum Glück auf den Rückhalt meiner Kollegen verlassen.
Konstant für mich ist eigentlich geblieben, dass ich immer Kolleginnen und Kollegen hatte, mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe. Sei es die älteren, die mir vor allem in meinen ersten Berufsjahren sehr geholfen haben oder die Jüngeren, dich ich dann einarbeiten konnte, die mir aber wiederum bei dem Umgang mit dem PC geholfen haben. Wenn irgendetwas nicht ging musste ich nur „Hilfe“ rufen und dann war einfach immer irgendjemand da. Da muss ich sagen, das war immer prima! Ich habe auch immer weitergegeben, was ich wusste und das haben die anderen auch so gemacht – da hatte ich wirklich immer super Kollegen!
Ich denke nicht, dass ich etwas verpasst habe, da ich eigentlich wirklich immer gerne hier gearbeitet habe. Jetzt überlege ich mir schon, irgendetwas ehrenamtlich zu arbeiten. An der Schule meiner Enkelkinder zum Beispiel oder generell im Bereich der Förderung von Kindern oder generell im sozialen Bereich, aber dabei ist es eher wichtig für mich, eine Aufgabe zu haben und etwas sinnvolles zu machen, es geht nicht darum, irgendetwas nachzuholen.
Also, ich glaube so richtig eingespielt hat sich das neue Leben noch nicht. Man hört das ja auch von vielen, dass es schon eine Weile dazu braucht. Alles dauert jetzt irgendwie länger, ist ruhiger. Ich schlafe länger, starte langsamer in den Tag, habe Zeit für Dinge, die sonst zu kurz kamen, zum Beispiel Bücher Lesen oder meinen Garten, das ist schön. Was ich nicht so gerne mache, ist für mich allein zu kochen, das mache ich immer eher auf die Schnelle, das sage ich ganz ehrlich. Ich vermisse auch den Kontakt zu den Kollegen, aber ich schaue dann immer, dass ich viel unterwegs bin ich kümmere mich auch regelmäßig um meine Enkelkinder und treffe Freunde. Früher sind mein Mann und ich sonntags immer viel gewandert… seitdem er verstorben ist, mache ich das heute auch alleine, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt. Also, eine weitere ehrenamtliche Aufgabe, wäre glaube ich wichtig für mich. Nur so „rumschlumbeln“ möchte ich halt auch nicht. Aber das wird sich dann schon noch finden.
Für mich war diese Zeit eindeutig sehr gut! Ich habe mich immer gut aufgehoben gefühlt. Bestimmt hatte ich einerseits Glück mit meiner Abteilung, aber ich bin durch meine eher positive Art denke ich einfach auch immer mit allen gut ausgekommen. Die Basler als Arbeitgeber hat auch immer viel dafür getan, um mich als Mitarbeiterin zu halten und es war immer sehr einfach und unkompliziert für mich, hier zu arbeiten, das muss ich schon sagen. Für all das bin ich sehr dankbar!
Alles, was geht, mitnehmen! Also, alles was einem angeboten wird, zu lernen, auch anzunehmen, offen zu sein für Neues. Daraus können sich immer wieder Chancen zur Weiterentwicklung ergeben. Seid auch offen dafür, von den älteren zu lernen, begegnet ihnen mit Respekt und hört erst einmal zu, aber sagt auch offen Eure Meinung oder stellt Eure Fragen.
Ich war schon immer für ein Miteinander, nicht erst seitdem wir miteinander Trommeln und Singen (lacht). Verbindet Euch mit den Kollegen, mit denen es Schnittstellen gibt, arbeitet weiter an Eurer Zusammenarbeit und – Danke für alles!
Frau Schattka, danke dass Sie Ihre beeindruckenden Erfahrungen mit uns geteilt haben! Viele hier vermissen Sie jetzt schon sehr, wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft von Herzen nur das Beste!
14. September 2018
Rita Schattka im Gespräch mit Mariella Ott, (c) Basler Versicherungen