- Die Muskelhypothek trägt zu Deiner Eigenkapitalquote bei.
- Durch Eigenleistung steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kreditvergabe.
- Du musst Dir über die Risiken bewusst sein, welche die Muskelhypothek birgt.
Um sich den Traum des Eigenheims zu verwirklichen, solltest Du genügend Eigenkapital für die solide Finanzierung besitzen. Gerade in Zeiten der gestiegenen Zinsen.Hier stellen sich viele die Frage: Wie kann man bei Hausbau oder Sanierungsprojekten (viele Tausende Euro) sparen? Die Muskelhypothek kommt ins Spiel. Es besteht für jeden die Möglichkeit, Eigenleistungen als Eigenkapital anrechnen zu lassen. Über Vorteile, aber auch Risiken der Muskelhypothek klären wir hier auf!
Eine Muskelhypothek umfasst alle Arbeiten beim Hausbau, welche Du als Bauherr:in oder zukünftige:r Eigentümer:in in Form von Eigenleistung selbst ausführst. Es handelt sich bei Eigenleistungen genauer gesagt um handwerkliche Arbeiten, bei welchen Du keine fremden Gewerke beauftragst. Dazu gehören z.B. Maler, Fliesenleger oder Trockenbauer. Natürlich zählen dazu auch Arbeiten, bei welchen Dich Familie und Freunde unterstützen. Dies trägt zu Deiner Eigenkapitalquote bei und Du profitierst von einem geringeren Kreditbedarf und eventuell sogar von einem günstigeren Sollzinssatz. Insbesondere bei Bausatz- oder Ausbauhäusern wird gerade im Innenausbau oftmals mit Eigenleistungen geplant. Die Schlüsselfertige Immobilie lässt dort in der Regel bedeutend weniger Möglichkeiten zu.
- Du sparst viele Baukosten
- Deine Darlehenssumme fällt geringer aus
- Du zahlst unter Umständen günstigere Hypothekenzinsen (abhängig vom Beleihungsauslauf)
- Es besteht für Dich eine höhere Wahrscheinlichkeit, den Baukredit zu bekommen
- Maler- und Tapezierarbeiten: ca. 4.000–5.000 Euro Ersparnis
- Trockenbauarbeiten: ca. 4.000–6.000 Euro Ersparnis
- Gestaltung der Außenanlagen: ca. 1.000–3.000 Euro Ersparnis
- Bodenbeläge einbauen (Laminat, Parkett oder Teppich verlegen): ca. 3.000–4.000 Euro Ersparnis
- Fliesenarbeiten: ca. 1.500-2.000 Euro Ersparnis
Arbeiten wie Elektroinstallationen, Statik, Dacharbeiten, Gasleitungen und Wasserinstallationen hingegen solltest Du unbedingt dem Fachmann überlassen, wenn Du oder Deine Helfer hier keine eigenen berufliche Qualifizierung aufweisen.
Lasse Dir von Deinem Bauunternehmen eine Aufstellung der geplanten Maßnahmen anfertigen – unterschieden in Materialkosten und Lohnkosten. Die Lohnkosten kannst Du dann als Eigenleistungsnachweis, unter Benennung der ausführenden Person, bei Deiner Bank einreichen. Wenn die Eigenleistung bestimmte Anteile überschreitet, steigt auch das Fertigstellungsrisiko für die kreditgebende Bank, so dass sie manchmal zusätzliche Nachweise wie z.B. Qualifikationsunterlagen anfordert oder Obergrenzen bei der Anrechnung setzt.
Bei den aktuell hohen Baupreisen durch Eigenleistung Geld zu sparen - das wirkt für viele natürlich attraktiv. Was sind aber die Risiken, die Du unbedingt im Hinterkopf behalten solltest?
- Selbstüberschätzung: Um Fehler am Bau, eine mögliche Zeitverschwendung und Folgekosten zu vermeiden, musst Du Dir sicher sein, dass Dein handwerkliches Geschick und das der potentiellen Helfer ausreicht und dies unbedingt realistisch einschätzen.
- Hoher Zeitaufwand: Da der Bau an der eigenen Immobilie sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, musst Du dazu bereit sein, nach Feierabend oder an freien Tagen weiter am Haus zu arbeiten. Dieser Aufwand wird häufig unterschätzt und kann zu unliebsamen Verzögerungen führen. Rechnet also vorher aus, wieviel Zeit Ihr für den eingesparten Stundenlohn selbst arbeiten müsst.
- Termindruck: Im Fall, dass Deine Eigenleistung einen Einfluss auf andere Gewerke hat, gibt es einen festen Zeitpunkt, zu welchem Du die Arbeiten an der Immobilie fertigstellen musst. Wenn der Bau am Haus nicht rechtzeitig fertig ist oder Du mangelhaft gearbeitet hast, kannst Du zum Schadenersatz aufgefordert werden.
- Fehlende Qualitätsansprüche: Um gute Chancen bei der Bank für eine Kreditvergabe zu erzielen, musst Du beim Bau an der Immobilie gewisse Standards erfüllen. Entspricht Deine Muskelhypothek nicht den Mindestanforderungen, besteht für Dich eine niedrigere Wahrscheinlichkeit, bestimmte Kredite von der Bank zu bekommen.
- Fehlende Gewährleistung. Hast Du am Bau selbst schlecht geleistet, entfällt bei späteren Mängeln auch der Gewährleistungsanspruch und Du trägst etwaige Kosten selbst.
- Schließlich solltest Du auch ein Verletzungsrisiko Deiner Bauhelfer nicht ausblenden, insbesondere, wenn es sich um ungelernte Kräfte handelt. Auch sind diese bei der örtlichen Berufsgenossenschaft anzumelden. Neben der Bauhelferversicherung ist die Bauherrenhaftpflicht eine wichtige und nicht zu vernachlässigende Versicherung.
Du kannst mit einer Muskelhypothek die Baukosten um ca. 15% reduzieren. Zudem kannst Du eventuell von einem günstigeren Sollzins profitieren, indem Du die Eigenleistung beim Hausbau als zusätzliches Eigenkapital anrechnen lässt. Unterschätze aber diesen gesamten Prozess nicht: Die Eigenleistung ist mit einer physischen sowie psychischen Belastung verbunden und setzt viele fachliche Qualifikationen voraus. Auch den Zeitaufwand solltest Du im Hinterkopf behalten.
Bei Deiner Immobilienplanung solltest Du daher immer einen finanziellen Puffer vorsehen, falls doch ein Ausführung durch eine Fachfirma erforderlich werden sollte.