- Wer seine Wohnung frühzeitig barrierefrei umbaut, sichert sich Lebensqualität im Alter.
- In Deutschland gibt es zahlreiche finanzielle Fördermöglichkeiten für barrierefreies Bauen – Wartezeiten inklusive.
- Einige Kredite und Zuschüsse für barrierefreies Umbauen sind altersunabhängig.
Ob im Alter oder aufgrund einer eingetretenen Behinderung oder Pflegebedürftigkeit – Einschränkungen in der Mobilität können die Lebensqualität in den eigenen vier Wänden beeinträchtigen. Denn viele Bauwerke sind auf das Leben mit beispielsweise Gehhilfe oder Rollstuhl nicht ausgerichtet. Barrierefreie beziehungsweise altersgerechte Umbauten schaffen Erleichterung. Für die Umsetzung eines barrierefreien und altersgerechten Umbaus erhältst Du diverse Hilfsangebote vom Staat. Alles rund um den barrierefreien Umbau und das altersgerechte Wohnen erfährst Du hier!
In Deutschland ist seit den 90er-Jahren das Durchschnittsalter der Bürger:innen um vier Jahre gestiegen – Tendenz steigend. Nicht nur Treppen und unzugängliche Bäder in der Wohnung oder im Haus stellen dann ein Hindernis dar. Auch Türschwellen, die für viele zu einer Stolpergefahr werden oder schmale Türen, welche die Nutzung eines Rollstuhls oder Rollators erschweren, führen schnell zu Problemen. Während sich viele Stolperfallen wie Teppiche, blockierende Möbelstücke und Kabel schnell beseitigen lassen und einfache Maßnahmen wie Duschhocker, Toilettenerhöhungen, höhenverstellbare Betten, ausgehängte Türen, Bewegungsmelder schon Erleichterungen verschaffen können, ist wirkliche Barrierefreiheit nur durch umfangreichere Investitionen möglich.
Wer ein Eigenheim besitzt und in seiner Immobilie lange unbeschwert leben möchte und nicht schon beim Erwerb auf Barrierefreiheit geachtet hat, tut gut daran, seine Wohnung möglichst früh altersgerecht zu sanieren – und das nicht nur aus Vorsorgegründen:
- Der zum Teil schleichende Abbau der körperlichen Fitness wird oft verdrängt und unterschätzt. Manchmal fehlt auch einfach die Kraft. Wenn Du mit den barrierefreien Umbaumaßnahmen erst bei starken körperlichen Einschränkungen beginnst, reduzierst Du Deine Lebensqualität im Alter in den eigenen vier Wänden nicht nur, Du erschwerst sie durch die eigentlichen Baumaßnahmen zusätzlich.
- Für den barrierefreien Umbau gibt es für Eigentümer:innen Möglichkeiten der finanziellen Förderung. Am bekanntesten sind hier Fördermaßnahmen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Du darfst allerdings erst nach der Förderzusage mit dem barrierefreien Umbau beginnen! Davor musst Du Dich erst informieren, entscheiden, ggf. ein Gutachten anleiern und natürlich den Antrag stellen.
- Wenn Du eine geförderte energetische Sanierung deines Eigenheims planst, kannst Du die KfW-Förderprogramme idealerweise kombinieren und sparst doppelt Zeit und Geld.
Wann genau der Zeitpunkt für eine altersgerechte Sanierung Deines Hauses oder Deiner Wohnung gekommen ist, lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Die KfW-Standards für eine altersgerechte Immobilie können wir Dir aber vorstellen sowie auch die Rahmenbedingungen der Fördermaßnahmen. Diese geben Dir Hinweise, wann und wie sich barrierereduzierende Umbauten in Deinem Zuhause lohnen.
Die KfW stellt für alle, die sich für einen altersgerechten Umbau interessieren, einen Maßnahmenkatalog zur Verfügung. Dieser dient zur Orientierung, um Barrieren im Haus zu beseitigen oder so weit wie möglich zu minimieren.
Ein Haus oder eine Wohnung darf als altersgerecht bezeichnet werden, wenn:
- Türschwellen nirgends im Haus oder Außenbereich vorhanden sind
- Innentüren mindestens 80 cm breit sind
- der Flur mindestens 1,20 m breit ist
- Wohn- und Schlafräume mindestens 14 m² groß sind
- die Türen in sanitären Räumen nach außen aufgehen
- im Bad eine behindertengerechte Toilette, ein breites Waschbecken und eine große Dusche ohne Schwellen vorhanden ist
- ein Treppen- oder Plattformlift vorhanden ist, falls ein Umbau in eine ebenerdige Wohnung oder ein Haus nicht möglich ist
Diese Ansprüche an eine barrierefreie Wohnung oder ein barrierefreies Haus sind auf dem ersten Blick sehr hoch. Dennoch stellen sie eine gute Richtlinie dar, die mögliche Probleme in den eigenen vier Wänden aufzeigt, sollte eine Beeinträchtigung der Mobilität auftreten.
Wer für mehr Barrierefreiheit in seinen eigenen vier Wänden sorgen will, der wird wahrscheinlich nicht alle Maßnahmen der oben genannten Standards für barrierefreies bzw. altersgerechtes Wohnen umsetzen. Das wissen auch die KfW und andere Geber von Fördergeldern.
Die geplanten barrierefreien Baumaßnahmen werden daher in Förderbereiche unterteilt, wie „Wege zu Gebäuden und Wohnumfeldmaßnahmen“ oder „Maßnahmen an Sanitärräumen“ und einzeln geprüft.
- Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet mit dem KfW-Kredit 159 zum altersgerechten Umbauen eine Möglichkeit der Finanzierung an. Diese ist mit anderen Fördermaßnahmen kombinierbar, zum Beispiel denen zur energetischen Sanierung. Nicht kombinierbar ist der KfW-Kredit 159 mit dem Investitionszuschuss 455 B, dessen Mittel aber derzeit bereits ausgeschöpft sind (Stand Oktober 2022)
- Die Bundesländer und Kommunen bieten ebenfalls Förderungen des Wohnungsbaus an – dazu zählen auch barrierefreie Umbauten. Allerdings handhabt jedes Land dies unterschiedlich.
- Für Menschen mit Behinderungen und schweren Pflegegraden stehen zudem noch weitere Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung bei dem Umbau offen – wie das Sozialamt und weitere Rehabilitationsträger oder Stiftungen wie die Aktion Mensch.
Die Länder, Stiftungen und Ämter haben dabei oft klare Vorgaben, was das Mindestalter (z.B. ab 60) der Antragsteller:in oder den Behinderten- oder Pflegegrad für einen Antrag angeht. Dies ist sinnvoll, damit auch die Gelder bei den Menschen ankommen, die sie wirklich und akut benötigen.
Wenn Du aber in früherem Alter umbauen willst oder im Zuge eines aktuellen Umbauprojektes barrierereduzierende Maßnahmen durchführen willst, dann lohnt es sich, die Fördermaßnahmen der KfW genauer anzuschauen. Diese sind altersunabhängig und orientieren sich vielmehr an den oben genannten Wohnraum-Standards für ein altersgerechtes bzw. barrierefreies Haus. So kann den Förderkredit 159 jeder beantragen, der „in Barrierereduzierung oder Einbruchschutz investiert“ – und zwar nicht nur für den Umbau, sondern auch für den Kauf von umgebautem Wohnraum.
Der vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderte Investitionszuschuss 455-B zur Barrierereduzierung kann ebenfalls eine interessante Option darstellen (denn dieser muss nicht zurückgezahlt werden), die jährlichen Fördermittel sind aber häufig schnell ausgeschöpft.
Ein frühzeitiger altersgerechter Umbau Deiner Immobilie ist sinnvoll und kann durch Fördermaßnahmen, besonders durch die der KfW, finanziell entlastet werden. Wenn die Notwendigkeit eines barrierefreien Umbaus aufgrund von Pflegegrad, Behinderung oder fortgeschrittenes Alter akut ist, hast Du mehr Optionen, einen Zuschuss zu erhalten, den du nicht zurückzahlen musst, zum Beispiel über die Landesförderung. Hier ist allerdings mit Wartezeiten und damit Unannehmlichkeiten zu rechnen. Unser Tipp ist in diesem Fall, Dich nicht nur alleine durch den Fördergelderdschungel zu schlagen, sondern Dich an Pflegestützpunkte und/ oder Beratungsstellen zu wenden, die am besten über die regionalen Fördermöglichkeiten Bescheid wissen.
Einen Onlineratgeber mit vielen weiteren Informationen findest Du auch auf der Seite des gemeinnützigen eingetragenen Vereins Barrierefrei Leben.