Privatkunden Fertighaus oder Massivhaus? Vorteile, Nachteile und Wissenswertes zu den Bauweisen
Das Wichtigste in Kürze
  • Es gibt verschiedene Arten von Fertighäusern mit unterschiedlichen Bauweisen.
  • Ein Massivhaus besteht typischerweise aus Mauerwerk oder Beton.
  • Du kannst bei beiden Bauweisen von Zuschüssen und Fördermöglichkeiten profitieren.

Baust Du Stein auf Stein oder lieber Wand auf Wand? Wer sein Grundstück neu bebauen will, für den stellt sich gleich zu Anfang die entscheidende Frage: Massivhaus oder Fertighaus? Beide Bauweisen haben einschlägige Vorteile, die stark abhängig von Zeit, Geld und Know-how sind. In diesem Artikel erfährst Du alles über die verschiedenen Bauweisen und kannst Dir in unserer Vergleichstabelle alle Vor- und Nachteile auf einen Blick ansehen.

Fertighaus: Die Musterlösung für optimiertes Bauen

Ein Fertighaus definiert sich in der Regel durch folgende Merkmale:

  • Das Haus wird beim Fertighaushersteller aufgebaut und dann in großen Teilen zur Baustelle geliefert.
  • Vorab können Musterhäuser besichtigt werden, sodass man sich ein Bild über das künftige Eigenheim machen kann.

Im Normalfall werden Fertighäuser in Holzbauweise erstellt (ca. 95% aller Fertighäuser), aber es gibt mittlerweile auch Anbieter, die Fertighäuser auf Wunsch des/der Bauherren/Bauherrin mit massiven Betonwänden errichten lassen. Geschmack, Größe und Features sind mittlerweile beim Fertighausbau kaum Grenzen gesetzt. So gibt es Doppel-, Reihen und Mehrfamilienhäuser in den unterschiedlichsten Styles – vom Fachwerkhaus bis hin zur Designer-Villa.

Ein klassisches Fertighaus wird heute zudem meist als Energiesparhaus konzipiert, und auch barrierefreie Lösungen werden angeboten.

Arten von Fertighäusern

Als Bauherrin oder Bauherr, die oder der sich für ein Fertighaus als Traumhaus entscheidet, hast Du mehrere Optionen, aus welchem Stoff die Immobilie Deiner Träume gemacht ist. Die unten aufgelisteten Fertighaus-Bauarten repräsentieren dabei verschiedene Optionen für Dein Eigenheim, haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Sie sind dank vorgefertigter Bauteile schnell gebaut:

  • Klassisches Fertighaus in Holzbauweise: Für diese populärste Fertigbauweise wird ein Fundament gegossen, auf dem dann eine Holzrahmenkonstruktion errichtet wird. Dabei werden die Holzrahmen mit Querstreben versehen und anschließend mit Dämmmaterial gefüllt. Häufig wird auch bei größeren Teilen nicht mehr von Holzrahmenbau, sondern von Holztafelbau gesprochen. Die Übergänge sind hier aber fließend.
  • Blockhaus: Bei dieser typisch skandinavischen Bautechnik handelt es sich zwar auch um ein Holzhaus, aber die Bauweise ist fundamental anders als beim Holzrahmenbau: So werden Stämme oder Holzbohlen an den Ecken ineinander verzahnt. Die Dämmung erfolgt innen und wird durch Holz oder Gips verkleidet.
  • Fertig-Massivhaus: Meist werden mittels Stahlbetonbauweise Beton-Fertighauswände zu einem massiven Fertighaus zusammengebaut.
  • Container-Haus, Tiny House und Co.: Diese sehr speziellen Arten des Hausbaus wird oft zum Fertighaus-Segment gezählt, eignen sich besonders für Menschen, die minimalistisch und auf kleinem Raum wohnen möchten. Wer sich für diese Wohnphilosophie entscheidet, steht vor der Frage „Fertighaus oder Massivhaus“ nicht. Daher haben wir den Containerbau als Bauweise nicht in unsere unten abgebildete Vergleichstabelle aufgenommen.

Je nachdem, für welche Art von Fertighaus Du Dich interessierst, solltest Du auch Deinen Anbieter aussuchen. Diese haben oft eine Spezialisierung, z.B. auf Blockhäuser, sodass Du hier in besten Händen bist.

Quick Check: Wann kommt ein Fertighaus für Dich infrage?
  • Du möchtest wissen, in was Du einziehst (Musterhaus-Besichtigung).
  • Eine schnelle Fertigstellung ist Dir wichtig.
  • Du möchtest, sowohl die Bauplanung als auch die Durchführung bei einem Profi in einer Hand wissen.
  • Dein Budget ist begrenzter bzw. Du willst genau wissen, worauf Du Dich einlässt.
  • Du möchtest keine langwierigen Überwachungs- und Abstimmungsaufgaben wahrnehmen.
Massivhaus: Der Grundstein fürs wertstabile Wohnen

Ein Massivhaus unterscheidet sich zum Fertighaus durch folgende Faktoren:

  • Es wird komplett auf der Baustelle vor Ort errichtet.
  • Die Massivbauweise besteht typischerweise aus Mauerwerk oder Beton.
  • Die Planung und Durchführung ist i.d.R. nicht an einen einzelnen Anbieter gebunden.

Der Name „Massivhaus“ bezieht sich dabei auf die Verwendung von massiven Baustoffen wie Mauersteinen (Kalksandstein, Porenbetonstein, Backstein), Beton und Ziegeln, mit denen Wände, Mauern und Decken manuell vor Ort gefertigt werden. Baust Du selbst beziehungsweise mithilfe eines/einer Architekten/Architektin, hast Du hier für Deine individuellen Wünsche den größtmöglichen Handlungsspielraum. Du kannst aber auch Dein Massivhaus inklusive Grundstück von einem Bauträger schlüsselfertig erwerben oder einen Generalunternehmer (GU) beauftragen, der Dein Grundstück bebaut. Diese gängigsten Alternativen zur Massivbauweise in Eigenregie verringern die Chancen der Unterbringung von persönlichen Vorlieben. In beiden Fällen trittst Du Mitspracherechte ab, beziehungsweise werden diese erschwert.

Quick Check: Wann kommt ein Massivhaus für Dich infrage?
  • Du hast ein ausreichendes Budget und Zeit.
  • Individualität ist Dir sehr wichtig.
  • Du willst eine wertstabile Immobilie, die Generationen überdauert.
  • Du möchtest selbst Hand anlegen.
  • Du scheust keine Verantwortung für Planung und Papierkram.

 

Externe Einflussfaktoren auf Deinen Hausbau

Dass sich Zeitgeschehen und Klimawandel extrem auf unsere Bauvorhaben auswirken können, über diese Information hat man vor nicht allzu langer Zeit müde gelächelt. Aktuell leiden Bauherren/Bauherrinnen jedoch stark unter Material- und Personalknappheiten, Unsicherheiten und den Gefahren extremen Wetters. Einflussfaktoren sind:

  • Jahreszeit bzw. Wetter
  • die Lage Deines Grundstücks
  • Verfügbarkeit und Preisentwicklung der Materialien
  • Verfügbarkeit von Personal

Diese Faktoren solltest Du auch beachten, wenn Du Dich für ein Massivhaus oder ein Fertighaus entscheidest. Überlege Dir beispielsweise, welche Materialien Du verwendest, wenn Du in einer Region mit Waldbrandgefahr lebst. Mache Dir bewusst, wie wichtig Dir Schallschutz in einem dicht besiedelten Gebiet ist. Und wenn Du das Gefühl hast, in einer unsicheren Zeit zu bauen: Wäge ab, ob für Dich die höhere Wertstabilität eines Massivhauses oder der schnellere und günstigere Bau eines Fertighauses überwiegt.

Massivhaus versus Fertighaus: der Vergleich

Auch wenn es verschiedene Arten von Fertighäusern wie Container- oder Tiny-Houses gibt und Mischformen wie das Fertig-Massivhaus die Grenzen zwischen den beiden Bauarten aufweichen, hilft ein Überblick über die beiden klassischen Bau-Optionen bei der Entscheidungsfindung.

Vergleichstabelle für den schnellen Überblick

In dieser Tabelle kannst Du nachlesen, welche Vor- und Nachteile die beiden Bauweisen im Vergleich haben. Hierbei wurden bewusst die beiden „typischen“ Bauweisen gegenübergestellt.

Massivhaus
(ohne Bauträger oder Generalunternehmer)
Klassisches Fertighaus
(Holz)
Bauzeit
lange Bauzeit, dazu kommt die lange Planungszeit kurze Bauzeit, wetterunabhängig
Preis
am teuersten vor allem durch individuelle Planung Teilweise günstigerr, aber stark von Ausstattungsvariante abhängig
Lebensdauer
am längsten, übersteht bei guter Pflege mehrere Genrationen Kürzer, im Schnitt 90 Jahre, aber die Bauweisen verbessern sich
Wertstabilität
bei guter Qualität sehr hoch geringer
Schallschutz
sehr gut gering
Organisationsaufwand
mehr Papierkram, mehr Recherche, mehr Gewerke aus einer Hand
optimierte Ausstattung (technisch, energetisch)
abhängig von weitsichtiger Planung Haustechnik ist auf das Gebäude optimiert, häufig Energieeffizienzhaus
Vorab-Eindruck
Keiner, ggf. 3D-Visualisierung Musterhaus-Besichtigung
Anpassungsmöglichkeit
Im Bauverlauf in gewissem Umfang noch gegeben Frühzeitige Festlegung und kaum Änderungsmöglichkeit aufgrund kompletter Vorfertigung.
Fehlerquote & Vollständigkeit
mehr Gewerke, mehr Möglichkeiten für Koordinierungs-/Wissenslücken standardisierte und aufeinander abgestimmte Bauteile, Abläufe, Teams
Service & Hilfestellung  
Selbstorganisation, teilweise Hilfestellung durch Architekten Serviceangebote wie Hilfe bei Dokumenten und Co.
Individualität
hoch gering
Schadensanfälligkeit
ggf. Bauschäden durch längere Bauzeit (Witterung) und höhere Fehlerquote, zum Teil schwerer zu beheben, langfristig ist die Bauweise am robustesten weniger Bauschäden zu erwarten, aber langfristig weniger beständig
Diese Möglichkeiten ändern die Vor- und Nachteile der Bauweisen

Beim Bau eines Massivhauses gehen die wenigsten heute den Weg, sich ein Haus ganz alleine Stein auf Stein zu bauen. Und auch bei Fertighäusern gibt es Optionen, die Vor- und Nachteile der Bauweisen beeinflussen:

  • Massivhaus-Bau mit Architekt: Bauplanung und ggf. Bauüberwachung wird abgenommen.
  • Massivhaus-Bau mit Bauträger: Das Eigenheim inklusive Grundstück wird von einem Bauträger erworben. Dieser organisiert und koordiniert den kompletten Bau, es bestehen jedoch keine Möglichkeiten für Eigenleistungen und Individualität mehr. Dafür winkt ein schlüsselfertiges Zuhause.
  • Massivhaus-Bau mit Generalunternehmer (GU): Der/die Bauherr:in stellt das Grundstück und beauftragt den GU, der dann wiederum alle Subunternehmen koordiniert und den Bau beaufsichtigt. Mitplanung ist zum Teil möglich.
  • Massivhaus-Bau mit Baubetreuer: Kann als unabhängiger Sachverständiger hinzugezogen werden, der den Bau überwacht.
  • Massivhaus-Bau mit Eigenleistungen: Finanzielle Vorteile entstehen bei der Übernahme von bestimmten Arbeiten am Haus, die sich positiv auf Deine Baukredite auswirken.
  • Fertighaus-Bau in Massivbauweise (Fertig-Massivhaus): Fertighäuser aus massiven Materialien wie Beton sorgen für Verbesserungen im Schallschutz und in der Haltbarkeit.
  • Fertighaus als Anbauhaus oder Bausatzhaus: Fertighaus-Anbieter geben Bauherren/Bauherrinnen auch die Möglichkeit, das Fertighaus als Bausatzhaus (in Einzelteilen) oder Ausbauhaus (innen nicht ausgebaut) zu erwerben. Dann musst Du allerdings selbst mehr organisieren und delegieren.

 

Eine vorausschauende Bauplanung, die Zuschüsse und Fördermöglichkeiten für den Hausbau berücksichtigt, wie für ein Energieeffizienzhaus oder/und ein barrierefreies Haus, können in beiden Fällen zudem für finanzielle Erleichterungen sorgen.

 

Unabhängig von der Bauart empfiehlt es sich immer den Bauvertrag und die Bauleistungsbeschreibung von einem Bau-Experten und Juristen prüfen zu lassen. So werden vertragliche Risiken und Überraschungen oder Unklarheiten über die genauen Bestandteile der Beauftragung reduziert. Schließlich bauen die meisten Menschen nur einmal und sind keine Experten in der Bautechnik.

Die zusätzlichen Ausgaben für einen Experten können dabei wirksam helfen, die regelmäßig im Neubau auftretenden nachträglichen Mehrkosten und Verzögerungen zu vermeiden.

Auch Erschließungs- und Anschlusskosten, insbesondere bei Fertighäusern an das städtische Versorgungsnetz und die sonstige Vorbereitung des Grundstücks (Bodenbeschaffenheit / Bebauungsplan etc.) werden vom Laien oftmals unterschätzt.

Schließlich sollte der Bauexperte auch bei der Abnahme des fertigen Objekts zu Rate gezogen werden.

Fazit: Fertighaus oder Massivhaus – Deine Entscheidung ist niemals schlecht!

Ob das Traumhaus für Dich und gegebenenfalls Deine Familie nun aus Beton, Holz oder Stein besteht, darauf gibt es keine richtige oder falsche Antwort. Die hohe Qualität von Fertighäusern und die Möglichkeit von massiven Fertighäusern machen diese zu einer guten, schnellen Option mit einem einsehbaren Preis-Leistungs-Verhältnis und geringerem Fehlerpotenzial. Deutlich wertstabiler, solider, mit mehr Anbaumöglichkeiten und individuell planbar – das sind Vorteile, die für Massivhäuser sprechen. Neben Baukosten, Zeit und externen Faktoren, die in die Entscheidungsfindung mit einspielen, sollte es vor allem aber immer um Dich gehen. Bei welcher Bauweise hast Du weniger schlaflose Nächte? Hast Du am liebsten alles in Deiner Hand – oder wünschst Du Dir jemanden, der Dir so viel wie möglich abnimmt? Ob Fertighaus oder Massivhaus, wir wünschen Dir viel Erfolg bei Deinem Bauvorhaben!

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