Der Titel dieses Blogs tut schon ein bisschen weh, oder? «Quatsch», möchte frau direkt sagen, «natürlich weiß ich Bescheid über meine Finanzen. Ich habe alles unter Kontrolle und bin bestens abgesichert.» Wenn das tatsächlich so ist, dann freuen wir uns! Es sollte noch mehr Frauen von dieser Sorte geben. Denn Studien und Zahlen belegen leider: Frauen sind schlechter abgesichert als Männer, obwohl sie es meistens dringender bräuchten. Sie beschäftigen sich weniger mit Geld und wissen weniger darüber. Bei Themen wie zum Beispiel Altersvorsorge, Rente, Geldanlage, Steuern sind Frauen leider nicht so firm wie Männer es sind – mit drastischen Folgen. Welche das sind und warum das überhaupt so ist, erfahren Sie hier:
Uns geht es gut in Deutschland. Wir haben einen recht stabilen Lebensstandard. Wir leben in einer (vorrangig) offenen und toleranten Gesellschaft mit Raum zur Selbstverwirklichung. In vielen Punkten stehen Frauen alle Türen offen. Wenn man dann aber mal genauer hinsieht, ist es doch sehr ernüchternd, wie der Mann beispielsweise als Kunde oder als Arbeitnehmer immer noch bevorzugt behandelt wird. Wir wollen jetzt nicht ausschweifen. Es soll hier nicht darum gehen, dass Frauen unter anderem bei Autounfällen ein höheres Verletzungsrisiko haben, weil die Sicherheitstests fast ausschließlich mit «männlichen» Crashtest-Dummies gemacht werden. Oder dass in den Führungsetagen nach wie vor kaum Frauen zu finden sind... Nun ja, da kommen wir der Sache schon näher, denn hier soll es um Ungleichheiten in puncto Geld gehen, die wiederum nach sich ziehen dass zum Beispiel im Bereich Altersvorsorge bei Frauen Nachrüstbedarf besteht. Und – auch das ist kein Geheimnis – Frauen verdienen deutlich weniger davon. So fortschrittlich wie dieses Land auch sein mag, in puncto Gender Pay Gap sind uns andere Länder in Europa meilenweit voraus.
Die Beschäftigungsquote von Frauen ist in den letzten Jahren stärker angewachsen als bei Männern und auch die Unterschiede in puncto Bezahlung verbessern sich im Laufe der letzten Jahre etwas. Das ändert aber nichts daran, dass sie immer noch frappierend sind. Ganze 19 % weniger Geld als Männer verdienen Frauen in Deutschland für ihre Arbeit. Damit haben wir uns im europäischen Vergleich den unrühmlichen drittletzten Platz verdient – hinter Estland und Tschechien. Zum Vergleich: In Ländern wie Italien und Rumänien liegt der Unterschied in puncto Einkommen bei nur 5 und 3,5 Prozent. Auch interessant: Im Westen Deutschlands sind Verdienstunterschiede dreimal so hoch wie im Osten. Ein Grund dafür ist das bessere Kinderbetreuungsangebot.
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Das Statistische Bundesamt führt 71% der Verdienstunterschiede darauf zurück, dass Frauen in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen. Die Aufsichtsräte der 500 größten internationalen Konzerne sind nur zu 16% weiblich – Who runs the world?! Am stärksten sind Frauen übrigens im Aufsichtsrat vertreten bei Unternehmen, die Haushaltsgüter produzieren. Wer hätte es gedacht?! Aber selbst da sind vier Fünftel der Führungskräfte männlich. Frauen hingegen sind deutlich stärker in Berufsgruppen vertreten, die vergleichsweise weniger Geld bekommen. Das sind zum Beispiel die Verkäufer:innen im Einzelhandel (Frauenanteil 66%) oder die Erzieher:innen (Frauenanteil 75%). Doch selbst bei gleicher Tätigkeit gibt es immer noch Ungleichheiten in puncto Bezahlung. Denn Frauen arbeiten nach wie vor häufiger in Teilzeit als Männer, was dann leider oftmals einen schlechteren Stundenlohn für dieselbe Arbeit mit sich zieht.
Quelle: https://de.statista.com/infografik/21045/geschlechterungleichheit-in-deutschland/
Dass Frauen in schlechter bezahlten Berufen zum Teil stärker vertreten sind, zeigt aber auch noch etwas anderes… Der Job selbst ist Frauen sehr wichtig. Sie schätzen den Stellenwert ihrer Berufstätigkeit sogar höher ein als Männer. Die Bezahlung stufen sie jedoch weniger wichtig ein als Männer das tun. Verschiedene Studien belegen, dass Männer in Gehaltsverhandlungen fordernder auftreten und die Bezahlung als eines der wichtigsten Kriterien erachten. Frauen legen vor allem Wert auf ein gutes Arbeitsklima und eine gute Work-Life-Balance. Wie man seine Berufswahl trifft, steht natürlich jedem frei. Aber die Konsequenzen einer geringen Bezahlung, zum Beispiel für die Altersvorsorge, sollten Frauen auf jeden Fall bedenken und sich entsprechend absichern.
Probleme mit der Altersvorsorge bekommt vor allem, wer weniger verdient, weil er seine Jobwahl mit dem Herzen trifft und dazu noch weniger arbeitet, weil er sich zum Beispiel um die Kinder kümmert. Und darum ist es gerade für Frauen so wichtig, sich nicht erst im fortgeschrittenen Alter Gedanken um die Rente zu machen. Der sogenannte Gender Pension Gap zwischen Frauen und Männern beträgt nämlich derzeit ganze schockierende 53%! Zu der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen kommt nämlich, dass Frauen hierzulande immer noch 52% mehr unbezahlte Sorgearbeit leisten und wie gesagt häufiger in Teilzeit arbeiten. Hinzu kommt: Sie sind auch schlechter versichert, beispielsweise in puncto privater Altersvorsorge. Frauen wissen im Schnitt weniger über Versicherungen und Geld. Das sagen zumindest anerkannte Studien. Letztendlich verfügen Männer im Alter über ein doppelt so hohes Einkommen wie Frauen. Gerade als Frau sollte man sich also über die berühmte Rentenlücke mal Gedanken machen.
Viele halten ihn für unromantisch, aber der Ehevertrag ist ein essenzielles Dokument, das für beide Ehepartner sinnvoll sein kann. Wann man ihn auf jeden Fall aufsetzen sollte, haben wir für Sie zusammengefasst.
Wer mehr verdient, weiß erwiesenermaßen auch mehr über Geld, Finanzen und Versicherungen. Ohne Kinder stufen Männer und Frauen ihr eigenes Wissen in puncto Geld und Vorsorge noch relativ ähnlich ein. Sobald Kinder dazu kommen und Frauen weniger arbeiten, scheinen diese Themen weiter von ihnen wegzurücken. Sie bewerten diese als viel komplexer und investieren weniger in Versicherungen. Dabei ist es doch gerade dann wichtig, wenn das Einkommen kleiner oder gar null ist, sich im Hier und Jetzt (Stichwort: Scheidung oder Berufsunfähigkeit) abzusichern und sich um die Altersvorsorge zu kümmern. Der Influencer Bastian Kunkel (Versicherungsbranche) ließ nicht umsonst am Weltfrauentag verlauten: "Ein Mann ist keine Altersvorsorge!"
Die Ungleichheiten in puncto Geld und Einkommen sind zwischen Männern und Frauen nach wie vor viel zu groß. Und vergessen wir nicht: Geld ist auch Macht. Führung ist auch Einfluss. Da ist noch Luft nach oben! Und ganz wichtig ist auch nicht nur die Macht über andere oder über Dinge, sondern vor allem die Macht über sich selbst. Finanziell abhängig zu sein, von wem auch immer, kann nicht das Ziel sein. Geht unliebsamen Themen wie Geldanlage, Einkommen, Altersvorsorge und Co nicht einfach aus dem Weg. Liebe Frauen, Schaut euch die Themen an, lasst euch beraten – für mehr Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Sicherheit!
Noch mehr zum Thema gibt es in dem Versicherungstipp: Warum eine private Altersvorsorge so wichtig ist oder in dem Blog-Beitrag Mama mit Top-Karriere - So geht das.
12. März 2021
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