Familie & Gesundheit Smartphone fürs Kind?! So wird das erste Handy kindersicher
17. September 2021
Fürchten wir es nicht alle herbei? Das Kind will endlich ein eigenes Handy! Das sollten Eltern beachten, um das erste Smartphone kindersicher zu machen.

Wir haben einen Schutzauftrag für unsere Kinder. Das wissen wir nicht nur, das spüren wir, vom allerersten Moment an. Je größer sie werden, umso mehr gehen sie dann ihren eigenen Weg und werden Teil der Welt „da draußen“. Mehr als andere Generationen zuvor, wachsen die Kinder von heute in einer digitalisierten Welt heran. Handys, Tablets, Apps und das World Wide Web sind für sie so selbstverständlich wie Autos, Haartrockner oder Küchenmaschinen.

Früh entsteht der Wunsch, selbst Smartphones und andere digitale Geräte zu nutzen. Und immer mehr Kinder und Jugendliche nutzen sie auch immer früher... Wann ist man jedoch wirklich reif genug für das erste Handy? Welche Gefahren gibt es und wie können wir Eltern sie begrenzen? Wie das erste Handy kindersicher wird - darum geht es in diesem Blog-Beitrag: 

Kickst du noch oder klickst du schon?

Fest steht: Die Nutzung mobiler Endgeräte – darunter das Smartphone als unantastbarer Favorit – hat über die letzten Jahren stark zugenommen. Immer mehr Kinder nutzen sie immer früher und auch immer länger. Ab dem 10. Lebensjahr haben schon mehr als die Hälfte ein Smartphone, ab dem 14. Lebensjahr liegt der Anteil an Personen mit eigenem Handy schon deutlich über 90%. Einer Bitkom-Studie zufolge steigt auch die Dauer der Nutzung von Smartphones und Co. stark an. Schon unter 6- bis 7-Jährige nutzen 48% das Internet zumindest gelegentlich. Bei den 8- bis 9-Jährigen sind über 80% mehr als 43 Minuten täglich online - Jugendliche im Schnitt sogar 258 Minuten. 

Quelle: Statista

Was machst du da eigentlich die ganze Zeit am Handy?

Welchen Mehrwert Kinder in den verschiedenen Medien sehen, hat die groß angelegte Kinder-Medien-Studie (KIM-Studie) 2018 untersucht. Auch wenn das gute alte Buch im Bereich Lesen das (Print-)Medium der Wahl bleibt, löst sich auch in Bezug auf Kinder die traditionelle Unterscheidung von Medien in Fernsehen, Zeitschriften und Radio immer mehr auf. Je älter sie werden, umso mehr spielt sich online ab: Musik, Spiele, Filme, Serien – alles per App auf dem Handy oder Tablet abrufbar. Und auch die mediale zwischenmenschliche Kommunikation verlagert sich mit dem Heranwachsen immer stärker auf soziale Netzwerke, Text- und Sprachnachrichten. Gleichermaßen nutzen Kinder und Jugendliche das Internet natürlich auch vermehrt als Suchmaschine für erste eigene Recherchen. Angeblich nutzen manche ihr Handy sogar auch noch zum Telefonieren;) 

Mehr dazu wie der Smartphone Boom unsere Gesellschaft verändert hat, erfahren Sie hier

Was sind die größten Online-Gefahren?

Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von möglichen Gefahren, für die das Kinder-Handy im Netz gewappnet sein sollte. Absolute Sicherheit und Transparenz ist bekanntlich unerreichbar, hier jedoch ein grober Überblick:

  • Mobbing in sozialen Medien
  • Verbreitung von unangemessenem Bildmaterial oder anstößigen Inhalten
  • Kontakt mit Kriminalität, beispielsweise über Videos
  • Kontakt mit problematischem Konsumverhalten
  • Missbrauch oder Anbahnung von Missbrauch
  • Abfrage von persönlichen Daten, Phishing
  • Viren und Online-Betrugsmaschen 

Grundsätzlich ist es wichtig, das Eltern ihren Nachwuchs zunächst beim „Surfen“ mit Mobiltelefon, Tablet und Co begleiten. Das ist wichtig, um eine gewisse Kompetenz im Umgang mit Apps, Suchmaschinen und dem Internet aufbauen zu können - und zwar vor dem ersten Handy. Sie sollten ein gewisses Verständnis dafür entwickeln, wie einzelne Apps funktionieren, was mit ihren Daten passiert, was Werbeinhalte und was kostenpflichtige Dienste sind. Auch welche Seiten für sie zulässig sind, wie sie ihr Handy mit einem Passwort schützen und wo ihnen Gefahren am Handy begegnen können, gilt es zu begreifen.

Übermäßiger Smartphone Konsum ist schädlich

Mal abgesehen von äußeren Gefahren, ist auch die Menge an Zeit, die mit dem Handy verbracht wird, ein ganz wichtiger Faktor. Eltern sollten wissen, dass es mittlerweile diverse Studien gibt, die negative gesundheitliche Konsequenzen der übermäßigen Smartphone Nutzung von Kindern und Jugendlichen belegen. Kurzsichtigkeit, Konzentrationsschwäche und Hyperaktivität sowie Suchterscheinungen zählen zu den möglichen Folgen. So ist beispielsweise bei jüngeren Kinder zwischen zwei und fünf Jahren, die bereits mehr als eine halbe Stunde am Tag vor dem Display verbringen, eine motorische Hyperaktivität 3.5 mal häufiger. Selbst auf die allerkleinsten kann sich beispielsweise die Handy Nutzung der Mutter beim Stillen negativ auswirken – sei es auf die Mutter-Kind-Bindung, das Ess- oder das Schlafverhalten.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für das erste Handy?

Um eine gewisse Kompetenz und auch Disziplin im Umgang mit der Nutzung des Internets und den sozialen Medien erlangen zu können, muss man imstande sein, durchaus komplexere Sachverhalte zu verstehen. Das betrifft Themen wie den Umgang mit verschiedenen Apps, Privatsphäre-Einstellungen, Veröffentlichung von Fotos, Datenschutz, kostenpflichtige Funktionen und vieles mehr. Experten geben daher den Tipp, Kinder nicht vor dem 12. Lebensjahr mit einem Smartphone auszustatten. Zur reinen Erreichbarkeit sind beispielsweise herkömmliche Mobiltelefone eine gute Wahl (ja, es gibt sie noch;)).

Kindersicher unterwegs im World Wide Web
  • Um einen kontrollierten Gebrauch von internetfähigen Geräten und den entsprechenden Apps zu etablieren, sollten Eltern die Nutzungsdauer ihrer Kinder begrenzen. „Schau hin!“, eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend empfiehlt eine tägliche Nutzungszeit von 30 Minuten oder weniger für die 7- und 8-Jährigen. Bei Zehnjährigen dürfen es auch 45 Minuten mit Smartphone und Co. sein. Sobald es das dann erste Handy gibt, kann die Nutzungsdauer im Übrigen per Kindersicherung begrenzt werden (abhängig von Gerät, Hersteller und Betriebssystem). 
  • Mit einer solchen Kindersicherung können Eltern natürlich auch die übers Handy aufrufbaren Seiten bearbeiten bzw. eingrenzen. In diesem Sinne existieren auch spezielle Kindersicherungs-Apps und Suchmaschinen nur für Kinder (z.B. bei Meine Startseite).
  • Eine Prüfung der Apps, die das Kind verwendet, ist ebenfalls sinnvoll. Hierzu lassen sich beispielsweise nützliche Bewertungen auf der Seite app-geprueft.net und auch weitere viele Tipps und Hilfestellungen bei Klicksafe.de finden (EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz).
  • Die richtigen Spiele und Apps ermöglichen nicht nur eine relativ kindersichere Nutzung, sondern können Ihrem Kind auch wertvolle Informationen bieten. Sie können außerdem beim Lernen helfen, strategisches Denken trainieren oder die Auge-Hand-Koordination verbessern. Hier lohnt sich eine eigene Recherche, um die passenden Apps gemäß der Interessen und Entwicklungsstufe finden. Dadurch kann das Handy insgesamt noch einen größeren Mehrwert für die spielerische Weiterentwicklung bieten.
  • Das Thema monatliche Kosten sollten Eltern ebenfalls bedenken und besprechen. Beim eigenen Smartphone für Kinder sind Prepaid-Karten empfehlenswert. Spezielle Kinder- und Jugendverträge können aber auch einen „Kostendeckel“ enthalten, um die monatlichen Ausgaben für das Handy zu begrenzen.
Aller Anfang ist schwer

Puh, es gibt also eine ganze Menge zu beachten und vor allen Dingen auch nichts mit dem ersten Handy zu überstürzen. Das Kind langsam und bewusst in die Online-Welt und den Umgang mit Smartphones und Co. einzuführen, ist jedoch ganz im Sinne der Gesundheit und Sicherheit Ihres Kindes. Wir hoffen, ein wenig dazu beigetragen zu haben, dass Sie Ihrem Schutzauftrag - auch online - so gut es eben geht, nachkommen können. Dabei wünschen wir gutes Gelingen!:)

Aktualisiert / Verfasst am

17. September 2021

Bildnachweis

Westend61 / Joseffson

Das könnte Sie auch interessieren: Zur News & Tipps Übersicht