Krisen sind wahre Zerreißproben für Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie müssen unter wirtschaftlichem und psychischem Druck handeln oder es droht der Ruin. Wer dem aber standhält, geht oftmals sogar gestärkt hervor.
Denn Krisen und Hindernisse aller Art sind Wachstumsbeschleuniger. Sie zwingen die Unternehmerinnen und Unternehmer zum Wandel, an dessen Ende sehr häufig Innovationen, mehr Effizienz oder höhere Umsätze stehen, z. B. durch eine stärkere Digitalisierung, die Schaffung neuer Produkte oder das Abtreten unrentabler Geschäftsbereiche.
In jeder Krise steckt also die Chance für Wachstum.
Ende der 90er Jahre steckte das Unternehmen in einer tiefen Krise. Mit der Entwicklung neuer Produkte wie dem iPod und später dem iPhone sowie dem Fokus auf Design und eine starke Markenidentität hat Apple eine Trendwende eingeleitet: Apple ist heute eine der wertvollsten Marken der Welt.
Der heutige Streaming-Anbieter startete Ende der 90er Jahre als DVD-Verleihdienst: online leihen, DVD per Post erhalten. Dieses Geschäftsmodell konnte der Digitalisierung nicht standhalten. Also sattelte Netflix um und wurde so zum größten Streaming-Anbieter der Welt (Quelle: Statista 2024).
Auch Lego brachte die zunehmende Digitalisierung in Bedrängnis. Statt tatenlos auf den bisherigen Erfolgskurs der Lego-Steine zu setzen, erweiterte das dänische Unternehmen sein Angebot um digitale Produkte, wie Spiele und Filme. Die Marke bekam neuen Aufschwung. 2023 war Lego der umsatzstärkste Spielzeughersteller der Welt (Quelle: Statista 2023).
Viele denken bei den Auslösern für Firmenkrisen als erstes an die letzten großen Weltkrisen wie die Dotcom-Blase, die Finanzkrise oder die Corona-Pandemie.
Doch viel häufiger sind es interne Ursachen, die Unternehmen in Schieflage bringen. Dabei handelt es sich in der Regel um schlechte Unternehmensplanung und -führung, fehlende kaufmännische Kenntnisse oder einzelne Fehlentscheidungen.
Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn Sie folgende Entwicklungen über einen längeren Zeitraum erkennen:
- vermehrte Beschwerden von Kundinnen und Kunden
- rückgängige Anfragen bzw. Umsätze
- schrumpfende Liquiditätsreserven
- wiederholter Forderungsausfall
- langjährige Partnerinnen und Partner bestehen auf Vorkasse
Umsatzrückgänge, Schulden, eine drohende Insolvenz und damit Ängste um die eigene Zukunft gehen an niemandem spurlos vorbei.
Ein erfolgreicher Umgang mit Krisen erfordert in erster Instanz mentale Stärke. Ohne diese verfallen viele in Ohnmacht und auf Ohnmacht folgt meist das Aus.
Mentale Stärke ziehen Unternehmen in Krisen aus diesen drei Eigenschaften:
Resilienz bzw. Widerstandskraft: Menschen mit einer hohen Resilienz halten dem Druck länger stand und genau das macht es ihnen möglich, zu handeln und gegen die Krise anzugehen.
Optimismus: Wer nicht daran glaubt, dass es gut ausgehen kann, hat direkt verloren. Optimismus ist wie ein Energiebooster. Er gibt einem die Kraft, nach Lösungen zu suchen, auch wenn es aussichtslos scheint.
Mut und Offenheit: Bestehendes in Frage zu stellen oder lieb gewonnene Projekte aufzugeben, um sich neu aufzustellen, erfordert Mut und Offenheit. Aber genau solche schweren Entscheidungen sind in Krisen erforderlich.
Eine gute Portion Realismus ist dabei genauso wichtig, um erkennen zu können, wann es vielleicht doch besser ist, loszulassen.
Mentale Stärke ist die Basis, um ins Handeln zu kommen. Doch das allein reicht nicht aus. Unternehmen, die gestärkt aus Krisen hervorgehen, bringen laut Forschung vier Voraussetzungen mit:
Hohe Liquidität und Lagerbestände helfen dabei, Krisenzeiten zu überbrücken, und erleichtern bei Bedarf die Beschaffung weiterer finanzieller Mittel.
Offene Kommunikation gepaart mit eigenverantwortlich und lösungsorientiert handelnden Mitarbeitenden ermöglichen auf allen Ebenen schnelle Handlungsfähigkeit und öffnen den Blick für Wachstumschancen in der Krise.
Ein breit gefächertes Portfolio, gute Netzwerke, funktionierende Vertriebskanäle sowie treue Kundinnen und Kunden schaffen Flexibilität und neue Potenziale.
Wer beispielsweise in der Corona-Pandemie aufs Homeoffice ausweichen oder durch Digitalisierung anders den Betrieb aufrechterhalten konnte, war klar im Vorteil.
Als Versicherungsmakler bzw. -maklerin sind Sie daran interessiert, Ihre Klientinnen und Klienten vor möglichen Gefahren im Geschäft abzusichern – und das hört nicht bei der Beratung zu Versicherungslösungen auf. Mit diesen Tipps helfen Sie Ihren Kundinnen und Kunden, sich auf den Ernstfall vorzubereiten und positionieren sich als Sparringspartnerin bzw. -partner:
Dazu gehört die Erstellung eines Notfallplans. Empfehlen Sie ihren Kundinnen und Kunden beispielsweise, in so einem Plan einen Krisenstab festzulegen und aufzuführen, welche variablen Kosten sie im Notfall am ehesten einsparen können. Unterstützen Sie sie dabei, zu überlegen, was sie mindestens benötigen, um die Handlungsfähigkeit ihres Unternehmens sicherzustellen.
Außerdem sollten Sie Ihren Kundinnen und Kunden raten, ihr Netzwerk zu pflegen und auszubauen. Schauen Sie doch einfach selbst nach, welche Netzwerkveranstaltungen es in der Region gibt und bereiten Sie diese z. B. in einer E-Mail oder als PDF auf. Ein Gratis-Service mit viel Wirkung. Genauso wichtig ist es, für den Notfall Puffer aufzubauen, also im Lager sowie in finanzieller Hinsicht.
Machen Sie sie außerdem darauf aufmerksam, ihren Markt, die Konkurrenz und ganz wichtig die Bedürfnisse ihrer eigenen Kundinnen und Kunden regelmäßig zu beobachten: Wohin bewegen sich die Trends? Wie können sie heute schon darauf reagieren? Vielleicht können Sie hierzu sogar selbst ein paar Marktanalysen vorbereiten und regelmäßig mit ihnen in den Austausch gehen?
Unternehmenskrisen gehen den Betroffenen an die Substanz. Doch gerade in herausfordernden Zeiten ist schnelles Handeln gefragt. Um das zu schaffen, ist mentale Stärke gefragt. So gelingt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, um nach Lösungen zu suchen und sogar Chancen zu identifizieren. Erfolgreiches Krisenmanagement bedarf aber auch finanzieller sowie organisatorischer und struktureller Voraussetzungen. Man kann sich zum Teil auf Krisensituationen vorbereiten, z. B. mit einem Notfallplan. Dieser hilft im Ernstfall schnell zu reagieren und sich die Zeit zu verschaffen, die es braucht, um weitere Maßnahmen zu treffen.